Montag, 27. Oktober 2014
Akten enthüllen alte GeheimnisseUSA beschäftigten 1000 Nazis als Spione
Die USA haben nach dem Zweiten Weltkrieg mindestens 1000 Nazis als Spione eingesetzt. Das zeigen ehemals geheime Dokumente, die mittlerweile freigegeben wurden. Die CIA schützte sie sogar vor Verfolgung.
US-Geheimdienste haben nach Informationen der "New York Times" während des Kalten Kriegs mindestens 1000 Ex-Nazis als Spione oder Informanten angeheuert. Geheimdienstchefs des FBI und der CIA hätten in den 50er Jahren "aggressiv einstige Nazis jeglichen Rangs rekrutiert", berichtet die Zeitung in Berufung auf jüngst freigegebene Akten-Aufzeichnungen und Interviews. Der Historiker Norman Goda von der Universität von Florida untersuchte die Dokumente. Da noch immer viele Dokumente unter Verschluss sind, geht er davon aus, dass es noch weit mehr Nazis gab, die für die USA spionierten.
Laut dem US-Holocaust-Forscher Richard Breitman von der American University in Washington hing die Rekrutierung der Nazis direkt mit dem Kalten Krieg zusammen. "Das ging alles auf eine Art Panik zurück, eine Angst davor dass die Kommunisten schrecklich mächtig seien und wir ihnen so wenig entgegenzusetzen hatten", zitiert ihn die "Times".
Der Wert der Nationalsozialisten für die Arbeit gegen die Russen und Kommunisten wog laut dem Bericht für die Dienste höher als die "moralischen Fehltritte" bei ihrer Arbeit für das NS-Regime. Darunter soll mindestens ein SS-Offizier gewesen sein, von dem bekannt war, dass er Kriegsverbrechen geringen Ausmaßes verübt habe. Die Geheimdienste schützten demnach jene Agenten auch vor Strafverfolgung - und das bis in die 90er Jahre.
CIA verhinderte Ermittlungen
So soll die CIA 1994 Ermittlungen gegen einen ehemaligen Spion gestoppt haben, der an einem Massaker an zehntausenden Juden in Litauen beteiligt gewesen sein soll. 1980 weigerte sich die Bundespolizei FBI, Nazi-Jägern des US-Justizministeriums die Aufenthaltsorte von 16 Nazis in den USA zu verraten. Sie sollen Sympathisanten von Kommunisten verraten haben, einige sogar bis zu jenem Zeitpunkt.
Der hochrangigste Nazi, der später für die USA spionierte, soll Otto von Bolschwing gewesen sein. Er war laut der Zeitung Mentor und Helfer von Adolf Eichmann, der die Ermordung der Juden organisierte. Zunächst spionierte er demnach für die CIA in Europa, danach siedelte der Geheimdienst ihn und seine Familie in New York an. Als der israelische Geheimdienst Eichmann 1960 in Argentinien fasste, wandte sich von Bolschwing an die CIA und bat um Hilfe - die Agenten versprachen ihm, ihn nicht zu verraten. Erst 1981 enttarnten ihn Nazi-Jäger, er starb wenige Monate später.
Die Aufgaben der Nazi-Spione waren vielfältig, so die Zeitung. Teilweise studierten sie bloß sowjetische Briefmarken, um versteckte Botschaften zu finden, andere wurden für mögliche paramilitärische Operationen in Russland ausgebildet. In der späteren DDR verlegten sie Abhörkabel. Es gebe keine Hinweise darauf, dass noch jemand von den einstigen Spionen am Leben ist.
Quelle: n-tv.de , vpe/dpa
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